Deep Impact
USA 1998 (Deep Impact) Regie Mimi Leder, ca. 120 Min.
Schlägt nicht ein ...
Von Günter H. Jekubzik
Eine naive und blonde Journalistin spürt unwissentlich im Vorzimmer des US-Präsidenten "Ele" auf, die "größte Story der Geschichte". Nicht eine Affäre des Staatschefs, nur der Untergang der Menschheit wurde über ein Jahr verschwiegen: Ein Komet auf Kollisionskurs ist E.L.E., Extinction Level Event, das Ereignis, das zur Auslöschung führt. Jetzt wissen es alle und hoffen auf ein Raumschiff, das den Himmelskörper von der Größe des Mount Everest sprengen soll. An Bord befindet sich neben dem erfahrenen Mondlander Spurgeon Keeney (Robert Duvall) auch ein russischer Spezialist für Atomantriebe. Russisches Know-how in Sachen Atomkraft und Raumfahrt? Tschernobyl, Mir? Dieser Lapsus paßt sehr gut zu dem schwachen Bild der Tricktechnik, der erbärmlichen Personenzeichnung und unerträglicher Jämmerlichkeit.
Wie in "Independence Day" wird ein Angriff auf die gesamte Menschheit - die vor allem amerikanisch ist - heraufgedroht. Das unausweichliche Pathos und die umfangreiche Rolle eines US-Präsidenten verraten die dreiste Kopie. Doch schon die Vorstellung der üblichen Schicksalsopfer ist zum Gähnen. Eine Raumschiff-Inszenierung mit wohl aufwendigen Trickszenen von der Landung auf dem Kometen steht zentral. Drumrum miserabel aufgehängte Personen und Stories. Während die Spannung steigt - auf ein Niveau leicht über Null - zeigt die Kamera dauernd besorgte Gesichter, die überhaupt nicht interessieren. Der Komet macht nicht mehr Eindruck wie ein Schneeball in Zeitlupe, die Regierung kümmert sich um alles und macht nie Fehler.
Einiges hört sich relativ relevant an: Medienmenschen sehen schlecht aus, Astronauten sind nur noch Medienhelden, das Raumschiff fliegt unter dem bedeutungsvollen Namen "Messiah Mission", ein Generationenkonflikt deutet sich in ihm an ... Doch all diese Themen bleiben unausgearbeitet und egal.
Dann gegen Ende eine fesselnde Situation: Nur eine Millionen Amerikaner passen in die Schutzgewölbe zur Überwinterung der jahrelangen globalen Katastrophe. 200.000 Wissenschaftler, Lehrer, Politiker und Künstler sind schon gebucht. Die restlichen 800.000 werden aus der Bevölkerung gelost, wer über 50 Jahre alt ist, hat keine Chance ... Diese Momente hätten einen packenden, interessanten Film ergeben können, doch sie sind nur kleine Sandburgen, die vom restlichen Schund weggespült werden. Niemand verhält sich wie in einer Extremsituation, alle wirken wie aus einem amerikanischen Katastrophenfilm der Sechziger. Vor allem wird die traditionelle Familie gerettet und bejammert. Maximilian Schell holpert als wiederverheirateter Vater auf einem unverständlich moralischen Schlingerkurs durch die Story.
Wer ist schuldig? Regisseurin Mimi Leder sorgte bei ihrer Spielfilmpremiere "Projekt: Peacemaker" schon für logisches Wirrwarr. Aber für schlüssige Handlung ist wohl eher das Buch - von Bruce Joel Rubin - verantwortlich. Wobei hinter allem Steven Spielberg als Ausführender Produzent für seine Firma Dream Works stand.
Und was könnte das Ganze uns vielleicht unbewußt erzählen? Der Wunsch eines Landes mal richtig reingewaschen zu werden? Die Sehnsucht nach Läuterung der Nation? Bei zwei Stunden Langeweile kommt man schon auf seltsame Gedanken ...
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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