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Wochenende der Stars

Von Günter H. Jekubzik

Berlin. Das Wochenende der Stars ist vorbei und brachte viele Überraschungen. Ein heftig überspannter Bruce Willes, Nick Nolte einmal als knallharter Militär und dann in Frauenkleidern, einen Kriegsfilm, der durch den Schlachtenwahnsinn in essentielle Sphären transzendert sowie die Wahrheit über die Entstehung von Shakespeares "Romeo und Juliet".

"Shakespeare in Love" heißt einer der Hits der "49. Internationalen Filmfestspiele Berlins". Die Liebe des Dichters erzählt uns John Madden ("Mrs. Brown") als flotte und romantische Komödie voller Insiderscherze aus dem Werk des größten Dramaturgen und voller unzeitgemäß moderner Bemerkungen, die auch dem nicht so belesenen Publikum von heute Zucker geben.

Der junge Dichter Will Shakespeare (Joseph Fiennes) läuft mit Schreibhemmungen durch ein pitoresk altertümliches London. Er klaut sich nicht nur hier und da Ideen bei Kollegen für seine nächsten Stücke und raubte auch der jungen Frau Viola (Gwyneth Paltrow) das Herz, die sich bald im Theater "The Globe" für die Rolle des Romeo vorstellt. Nach vielen Schwierigkeiten kommt es bei der Uraufführungen von "Romeo und Juliet" zum funkensprühenden Zusammenfall von Theater und Wirklichkeit. Eine tolle Story vo unter anderem Tom Stoppard ("Rosenkrantz & Güldenstern"), deren Erfolg auch ohne das Gerücht gesichtert ist, daß es auch zwischen Paltrow und Fiennes bei Dreh gefunkt haben soll.

Langerwartet war das Comeback von Regisseur Terrence Malick, der vor 20 Jahren mit "Days of Heaven" einen ästhetischen Höhepunkt der Filmgeschichte inszenierte. Daß es ausgerechnet ein Kriegsfilm, thematisch verwandt mit Spielbergs "Der Soldat James Ryan", sein mußte, irritierte. Doch die Eroberung der Pazifikinsel Guadalcanal ist keine amerikanische Erfolgsstory. In einer formal faszinierenden Weise wird der Gewalt des Menschen eine paradiesische Natur entgegengehalten. Die immer wieder gestellte Frage der Soldaten nach dem Sinn ihres Lebens reicht der Film an das Publikum weiter.

Unter den vielen Stars in kleinen Rollen marschiert auch ein herrischer Nick Nolte. Ganz anders tritt er in Alan Rudolphs "Breakfast of Champions" auf. Als Verkaufsleiter des Autohandels von Dwayne Hover verbirgt er den Reiz von Frauenunterwäsche hinter korrekten Anzügen. Die Satire der US-Gesellschaft wurde durch den Einsatz von Hauptdarsteller Bruce Willis möglich, der die Finanzierung sicherte, um nochmal eine anspruchsvolle Rolle zu bekommen. Willis war auch DER Star der diesjährigen Berlinale, obwohl sich auch etwa Meryl Streep mit einem Rührstück zeigte. Doch bei "Breakfast of Champions" können die screwball-artigen Komödienmomente nur zeitweise interessieren. Die Inszenierung hinterläßt vor allem ein großes "Was soll das?", welches heftig mit ihrem großen grellen Aufwand kontrastiert. Eine Metapher für den Berlinaletrubel vielleicht ...?


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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