Gegen die Zeit
USA 1995 (Nick of Time) Regie John Badham, 90 Min.
Zeit ist vielleicht das wichtigste Element im Film: Wie oft tickt die Bombe, wie oft blickt die Heldin auf die Uhr, um zu sehen, daß ihr letztes Stündlein geschlagen hat ... Selten jedoch waren so viele Uhren zu sehen wie in Badhams Minuten-Thriller "Nick of Time". Schon der Vorspann zeigt das Innenleben einer Kinderuhr - durch exzellente Überblendungen mit Details eines Revolvers verschweißt.
John Badham ist ein Meister der ausgefeilten Action. Der 1939 geborene Regisseur hat schon einiges auf dem Kerbholz. Wie wäre es mit "Saturday Night Fever", "Wargames", "Stakeout - Die Nacht hat viele Augen" oder "Das fliegende Auge"? Allerdings enttäuschte er mit der "Nikita"-Kopie "Codename: Nina" und mit "Die Abservierer" (Another Stakeout), die ebenfalls im Abspann mit "A John Badham Movie" signiert waren.
Nun drehte er mit Johnny Depp und Christopher Walken "Nick of Time", einen der spannendsten Filme des Jahres - mit dem besonderen Gag, daß der Film "in Echtzeit" abläuft: 90 Filmminuten entsprechen 90 Lebensminuten für's Publikum. Schon am Bahnhof wird dem von Depp gespielten Buchhalter die kleine Tochter entführt. Als Ersatz erhält er eine Pistole, mit der er eine hohe, zu liberale Politikerin auf ihrer Wahlveranstaltung ermorden soll. Schafft er es nicht bis 13.30 Uhr, oder versucht er zu fliehen, stirbt die Tochter.
Beste Spannung und die Unruhe gnadenlos tickender Uhren sorgen für konstante Bewegung. Lange Zeit bleibt die Situation hinterhältig aussichtslos. Ein allgegenwärtiger Christopher Walken taucht auf, sobald das Wort "Polizist" nur geflüstert wird. Bis in höchste Kreise ist fast jeder an dem perfekt angelegten Komplott beteiligt. Der Alptraum eines einfachen Buchhalters. Der typische, blutige Showdown erweist sich allerdings mitten im Film als der eigentliche Traum - ein verwirrender Seitenhieb auf viele einfältigere Filme. Als sich dann eine Ausflucht anbietet, sinkt die Spannung nur etwas. Das Ende bietet keine heile Welt, die größte Frage stellt sich aber außerhalb des Films: Weshalb läuft solch ein hervorragender Thriller in Deutschland nur auf Video ("Gegen die Zeit"), während ihn zum Beispiel die Niederländer in voller Größe genießen dürfen?
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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