Wenders Interview
Von Günter H. Jekubzik
Seit mehr als zwei Jahrzehnten gehört Wim Wenders zu den bekanntesten deutschen Regisseuren, trotzdem merkt man ihm noch eine gewisse Nervosität an, bevor er dem Publikum seinen neuen Film "Am Ende der Gewalt" vorstellt. Über 20 lange Filme hat er gedreht, ist mittlerweile 52 Jahre alt, was man ihm nicht ansieht. Auch Erfahrung mit dem Publikum hat er mittlerweile. Der früher so ungeschickt vor der Kamera agierende Wenders führt locker das Gespräch mit dem Publikum.
Nach drei Tagen Promotiontour in Deutschland sprach Wim Wenders mit unserem Mitarbeiter Günter H. Jekubzik. Die am häufigsten in den Interviews gestellte Frage ist gleichzeitig die, die Wenders am meisten haßt: "Herr Wenders, was haben Sie uns über Gewalt zu sagen - die hängt mir inzwischen zum Hals raus. Denn so programmatisch ist der Film gar nicht. Er handelt von vielen Sachen, er ist auch ein Thriller, es gibt drei Liebesgeschichten, all diese Männer und Frauen ..."
Wer hat den deutschen Filmtitel gewünscht? Ist das, was in vielen Facetten beleuchtet wird, nicht hauptsächlich "Violence", eine spezifisch us-amerikanische Sache, durch die amerikanischen Medien verbreitet? "Unbeleckt habe ich gedacht, wir könnten den englischen Titel "The End of Violence" beibehalten. Sogar deutsche Filme heißen "Knockin' on Heaven's Door". Doch in den ersten Berichten stand überall "Das Ende der Gewalt". Um diesen inoffiziellen Titel zu verhindern, haben wir "AM Ende der Gewalt" draus gemacht, etwas weniger kategorisch."
Die Tatsache, daß er den Film nochmals umschnitt, hatte nichts mit den Reaktionen in Cannes zu tun: "Ich wußte, er war zu kompliziert geworden. Ich habe noch nie so einen Film gemacht, der eine Art Puzzlespiel ist, der sich aus so vielen Figuren zusammensetzt. Ich habe es dann entpuzzlet, es ist kein Stein auf dem anderen geblieben."
Wir trafen Wenders im Foyer des Atlantis, gerade wurde er vom Publikum seines Film begeistert empfangen. Während des Gesprächs setzt Donata Wenders - eine gelernte Kamerafrau - mit einem reflektierenden Tablett ihren Mann spontan ins rechte Licht für die Internetkamera.
Wenders realisierte "Am Ende der Gewalt", weil ein größeres Projekt mit dem gleichen Autor mehr Zeit brauchte. Ist es ein eine Art Zwischenfilm? "Diese Zwischenfilme sind manchmal die aufregendsten. "Der Himmel über Berlin" war so einer, den ich gemacht habe, weil "Bis ans Ende der Welt" so lang gedauert hat. Auch "Am Ende der Gewalt" hat irrsinnig Spaß gemacht, weil Filme, die so spontan entstehen, in denen von Anfang bis Ende ein Drive drin ist, das sind manchmal die besten. Ich mag den Film, so wie er jetzt ist, richtig gern."
Hat er in seinem Werk noch andere besondere Lieblinge? "Es ist wie mit Kindern. Die gut erwachsen werden und alleine klarkommen, die hängen einem nicht so am Herzen, wie die, die einem am Rockschoß bleiben. Am Rockschoß geblieben sind "Bis ans Ende der Welt" und "In weiter Ferne so nah". An denen hänge ich sehr. Deswegen habe ich jetzt bei "Bis ans Ende der Welt" meine eigene, integrale Fünfstunden-Fassung fertiggestellt, die im Frühjahr ins Kinos kommt."
Was fiel dem Regisseur im Kino der letzten Jahre auf? "In Deutschland ist eine ganz neue Generation zugange, die auf eine ganz andere Art ein Publikum gefunden hat, als es meiner Generation - Herzog, Faßbinder und noch ein paar andere - je gelungen ist. Ich find' es toll, daß ein Mißverständnis zwischen den Deutschen und ihren eigenen Geschichten endlich aufgehoben ist." Wer ist da herausragend? "Den "Winterschläfer" finde ich ganz großartig. Dany Levy, Tom Tykwer und Wolfgang Becker, die x-Filme gegründet haben, finde ich toll. Ihre Idee ist ja auch nicht so unähnlich wie unsere Idee damals mit dem Filmverlag der Autoren."
Wa wird ihr nächstes Projekt sein? "Eine Liebesgeschichte, die in fünfzig Jahren spielt in einer amerikanischen Großstadt. Eine Science-Fiction-Geschichte, in der die Zukunft ganz o.k. ist und überhaupt lebenswert. Der Titel wird "The Billion Dollar Hotel" sein.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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