Body Shots

USA 1999 (Body Shots) Michael Christofer, 104 Min.

Der Blick morgens in den Spiegel reicht nicht, sie müssen auch noch das Gegenüber im Bett fragen: Wer bin ich? Wo sind wir? Und vor allem: Was ist passiert? Denn als Appetizer auf die kommenden Vorspiele (um es mit den deplazierten Worten des Films zu sagen) wird gleich Sarah das aufgereizte Paar unterbrechen und von ihrer Vergewaltigung berichten.

Der Film zieht sich daraufhin von jeglichem Thema zurück und macht auf "Wildes Nachtleben". Das Vorspiel zum Ausgehabend, die direkt in die Kamera gesprochenen, sehr monokausalen Gedanken (Sex, Sex, Sex ..) einsamer Youngsters sind so aufregend wie zwei Scheiben Weißbrot aufeinander. Da helfen auch große Mengen Alkohol und coole Modellfotografie nicht.

Folgerichtig folgt das nächste Kapitel "Good Sex, Bad Sex", wobei sich ein solch schlechter, weil völlig zielloser Film eigentlich kein Urteil erlauben dürfte.

Also fassen wir zusammen: Blutige Prügeleien, ein Quickie auf dem Parkplatz, Handschellen und Schläge. Aus vielen Nacherzählungen sollen wir uns eine Nacht zusammenpuzzlen. Wobei die Hauptfrage lauten wird, gab es eine Vergewaltigung oder nicht.

Die eigentlich Frage des Films allerdings lautet: Was soll das? Auf ein Thema konzentriert sich der Film etwas länger. (Sex ist in diesem Film kein Thema, nur unvollständige Aufzählung.) Dabei ist Vergewaltigung immer ein heikles Thema, doch hier gestattet es sich der Film, gänzlich unmöglich zu werden. Ein völlig aufgelöstes und gleichzeitig voll geschminktes Opfer im Krankenhaus muss unglaubwürdig wirken, unglaubwürdig als Figur im Film.

Schade, denn kurz darauf kommt der einzige Clou - als Andeutung: Nach viel Aufregung beim Opfer und dem Beschuldigten wird plötzlich klar: Die Beteiligten erinnern sich gar nicht mehr. (Wie dabei Sarah die Gewissheit aufbringt, vergewaltigt zu sein, bleibt eine der Dummheiten des Buches.) Ab hier jedenfalls bauen die Anwälte Jane und Rick die Fronten der Geschichte auf, und verbauen sich damit die Chance, selber zusammenzukommen. Dies Geplänkel inszeniert der Film als ein viel zu langes Vorspiel bis es mal kurz knifflig wird. Solch erzählerische Stümperei erstaunt angesichts der Tatsache, dass Drehbuchautor zuvor mit dem komplexen und engagierten "American History X" von sich reden machte. Doch den schrieb er ja nicht als Student und vielleicht war es nur ein positiver Ausrutscher. Der Ansatz einer vielschichtige Analyse des Sexuallebens der Yuppies ist nur mit bestem Willen zu erahnen.

www.bodyshots.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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