Eskiya - der Bandit

Türkei/Fr/Bulgarien 1996 (Eskiya) Regie und Buch YavuzTurgul, 132 Min.

Ein türkischer Film mit deutschen Untertiteln in deutschenKinos - und das gleich mit einer bemerkenswerten Anzahl von Kopien.Diese Initiative des Constantin Film-Verleihs erscheint nach vierzigJahren Zusammenleben von Deutschen und Türken mehr alsselbstverständlich und stellt - neben der schlüssigenkaufmännischen Idee - doch eine kulturpolitische Sensation dar.Die Räubergeschichte "Eskiya" hat nicht nur in der Türkeimit über 2,5 Millionen Zuschauern (weit vor"Jurassic Park","Independence Day" und"König derLöwen") Filmgeschichte gemacht, er setzt auch einbemerkenswertes Signal in Deutschland.

Gute türkische Filme waren in den letzten Jahren so schwer zufinden. Politische, die Themen wie Kurdenverfolgung behandelten,wurden nur außerhalb des Landes produziert. Der Niedergang vonFilmkultur, die im Schaffen von Yilmaz Güney einenHöhepunkt fand, hängt nicht nur mit den Resten von Zensurin den Köpfen zusammen. Auch die Dominanz einer banalenFernsehkultur drosselte die Spielfilmproduktion auf 3-4 Filme proJahr. In den Blütezeiten der Fünfziger waren es einmal 200Filme jährlich. Umso überraschender kam der Erfolg von"Eskiya".

Der Film erzählt von Baran, dem alten Banditen. Nach 35Jahren kommt er aus dem Gefängnis, die Hosen haben Hochwasser,der Mantel ist löchrig. Sein altes Dorf wurde weggeschwemmt, nunbleibt im nur die Rache und die Sehnsucht. Berfo verriet seinenFreund Baran vor 35 Jahren an die Polizei, kaufte Barans GeliebteKeje mit dessen verstecktem Geld und floh mit ihr nach Istanbul.Baran folgt ihnen ohne eine Adresse oder einen Hinweis, bereit, sieunter den 10 Millionen Gesichtern der Stadt zu finden. Bei derAnkunft in der Großstadt hilft Baran unwissentlich einem jungenDrogenkurier. Dafür nimmt sich Cumali des alten Mannes an unddie Wege beider sind nun unlösbar miteinander verbunden.

Handwerklich sehr einfach erzählt Yavuz Turgul seineGeschichte. Sie ist durch Sprache und Schauspieler authentisch,für viele reizvoll fremd. Das Gegeneinander von einem alten,geschätzten Banditen, einem Eskiya, und den jungen,tolpatschigen Drogendealern funktioniert. An anderen Stellen zeigensich Längen, die weniger auf die beziehungsreiche Story als aufdie Ausführung zurückgehen. Auffällig ist dasMiteinander von Stadt und Land, Tradition und Moderne. Währenddas Motiv eines rächenden Ex-Häftlings schon oftdurchgezogen wurde, wirkt das Finale wie ein modernes Zitat derSchießereien beiTarantino oderJohn Woo. Einaltes Amulett schützt den Banditen, gleichzeitig verfehlen dieunzähligen Polizisten unglaublich genau ihr Ziel. Dazu gibt eseine Portion süßen Kitsch und einen SchußSchöner Sterben. Diese Mischung aus typischen Figurenfrüherer türkischer Kassenerfolge mit unübersehbarenKlischees des neuen Hollywood machte Eskiya zum Verkaufshit.

 


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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