Die innere Sicherheit

BRD 2000 (Die innere Sicherheit) Regie Christian Petzold, 107 Min.

Ein neidvoller Blick auf spielende Kinder: Jeanne ist zwar in irgendeinem gesichtslosen portugiesischen Ferienort, doch sie darf nicht mit anderen spielen, ihre Eltern sich gesuchte Terroristen. Gerade verliebt Jeanne sich in einen jungen deutschen Surfer, da muss die Familie - durch Jeannes Schuld - wieder fliehen. Diesmal ist es besonders eng. Eine Nachschublieferung der deutschen Kampfgenossen bleibt aus, die drei haben fast kein Geld mehr. Also kehren sie nach Deutschland zurück, um bei Freunden Hilfe zu finden. Doch die einstigen Kämpfer sind etabliert, wollen nichts mehr von der gemeinsamen Sache wissen. Und während die Verfolger immer näher kommen, trifft Jeanne ihre Liebe aus Portugal wieder ...

"Die Innere Sicherheit" erzählt von einer Familie auf der Flucht. Die Eltern waren einst RAF-Terroristen und leben seit fünfzehn Jahren mit dem Kind ihrer Liebe im Untergrund. Der junge Regisseur Christian Petzold gewann mit seinem neuen Werk international bereits mehrere Preise. Auch Volker Schlöndorff drehte mit "Die Stille nach dem Schuss" kürzlich einen Film zum "Nachleben" der RAF. Die momentan so aktuelle Beschäftigung mit der politischen Situation in den 70gern erklärt sich Petzold mit einem allgemeinen "Tauwetter" im Denken: "Bruchstücke deutscher Geschichte kommen jetzt hoch wie gefrorene Silvesterknaller nach Neujahr."

Die Geschichte um ein 15-jähriges Mädchen (Julia Hummer), das mit ihren untergetauchten Eltern (Barbara Auer und Richy Müller) heimatlos durch Europa reist, fesselt mit der intimen Darstellung einer schrecklichen Situation. Obwohl die Hinweise eindeutig sind, wird die RAF nie als Organisation genannt, wegen der die Eltern in den Untergrund gingen. Petzold wollte nicht eine spezielle Geschichte schreiben, sondern von "Menschen, die aus der Geschichte gefallen sind". Während der Film oft spannend wie ein Krimi abläuft, fesseln die drei Hauptfiguren durch eine nuancierte Zeichnung. Die Eltern sind gleichzeitig verständnisvoll und aufgrund der Fluchtsituation schrecklich hart. Alle Person behalten ihre Wunden und Risse, bleiben komplex. Julia Hummer sorgte in ihrer ersten Rollen bei "Absolute Giganten" mit einem Cowboyhut für Aufsehen. Jetzt bestätigt sie die Begeisterung in einer sehr schwierigen Rolle. Zur Arbeit mit den deutschen Stars Barbara Auer und Richy Müller, die beide in ungewohnten Rollen auftreten, bemerkt Petzold, dass vor allem Richy Müller als gelernter Werkzeugmacher besonders gut den handwerkelnd gebildeten Proletarier verkörpert.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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