Monsoon Wedding

Indien 2001 (Monsoon Wedding) Regie: Mira Nair. Mit: Lillete Dubey; Naseeruddin Shah; Tilotama Shome; Vijay Raaz; Vasundhara Das; Parvin Dabas 119 Min.

Ein Fest, ein grandioses, buntes, fröhliches Fest soll die Hochzeit der 24-jährigen Aditi werden. Ihre wohlhabenden Eltern haben die Vermählung mit Hemat, dem jungen Inder aus den USA, arrangiert und bereiten in Delhi die rauschende Feier vor. Aber wie es sich bei solchen Anlässen gehört, geht fast alles schief - das Meiste weil man sich selbst in der Familie nicht richtig kennt und ausspricht.

Aditi hat nämlich gerade ihre Affäre mit einem bekannten TV-Sprecher beendet. Unter den Gästen bändelt die junge Cousine Ayesha mit dem Australien-Heimkehrer Rahul an. Der Cheforganisator, ein alberner, hektischer Handy-Typ treibt alle in den Wahnsinn, weil die ausgestreuten Blütenblätter schon welken und der Stoffpavillon in - sehr günstigen! - Begräbnisfarben erstrahlt. Wie bei Shakespeare blüht eine reine Liebe bei den Angestellten. Doch in all der humorigen Unruhe bewegt das Drama um die Stiefschwester Ria, die den Onkel, als Schänder ihrer Kindheit bloßstellt. Bei dem chaotischen Familienfest treffen Traditionen und wahres Leben aufeinander. Aditi lebt mit vielen Regeln und mit noch mehr Tricks, sie zu umgehen. Die Eltern wollen es allen Recht machen, folgen aber schließlich doch mutig ihrem Herzen.

Für Nair, die seit ihrem sensationellen Spielfilm-Debüt "Salaam Bombay" ganz andere Etats und Produktionsbedingungen gewohnt ist, war der 30 Tage-Dreh ein Lowbudget-Wahnsinn, ein Familienprojekt in mehrfacher Hinsicht, eine Heimkehr. Sie nahm für ein Mehr an Spontaneität und Lebendigkeit ein paar Anschlussfehler gerne in Kauf. Auch die Jury in Venedig ließ sich 2001 anstecken und gab "Monsoon Wedding" den Golden Löwen.

Bei einer Premiere des Films erzählte Mira Nair, dass sie ihren Film ganz bewusst in die Panjab-Gemeinschaft von Neu-Delhi angesiedelt hat, denn diese Leute gelten als "Part Animals", als die heftigsten Party-Leute Indiens. Quirlig und lebendig laufen dich Geschichten rund um die Hochzeit durcheinander. Lachen, Erschrecken, Bangen und Freuen wechseln von einer Minute zur nächsten. Mit der Naivität von Bollywood-Spektakeln und der Tiefe persönlicher Geschichten gelang Mira Nair ein besonderer Film, der vor allem zu Herzen geht. Hier bekommt der abgeschmackte Hollywood-Begriff "Feelgood Movie" ein sympathisches Gesicht.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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