Bollywood Hollywood

Kanada 2002 (Bollywood Hollywood) Regie Deepa Mehta 105 Min.

Die Begeisterung für das indische Bollywood-Kino setzt sich nach "Monsoon Wedding" und "Kick it like Beckham" fort. Deepa Mehtas romantische Komödie mit Musicaleinlagen ist eine milde Bollywood-Hollywood-Mischung für den westlichen Geschmack.

Als Daddy ji stirbt, gibt er seinem Sohn Rahul (Rahul Khanna) noch einige unnütze Sportmetaphern fürs Leben mit, aber vor allem die Aufgabe, sich um die indische Familie zu kümmern. In Kanada ist das gar nicht so einfach und so muss sich der reiche Rahul um eine Braut kümmern, obwohl seine große Liebe kürzlich in Hollywood beim Tantra-Schweben tödlich abstürzte. In einer Bar lernt er die kesse, intellektuelle Sue (Lisa Ray) kennen, die sich bereit erklärt, für Rahuls Familie auf Inderin zu machen. Doch Sue heißt eigentlich Sunita Singh, ist tatsächlich indischer Abstammung und das ist nur das erste Problem für das mögliche Paar Rahul und Sunita.

Vor dem Happy End hat Bollywood viele Lieder gesetzt, und auch wenn Bollywood langsam beim Mainstream ankommt, lachen viele Zuschauer noch erstaunt beim ersten kitschig schönen Lied mit Gruppentanz. Doch was John Travolta erst "Saturday Night" entdeckte, gehörte schon lange zum indischen Film: Immer wenn es emotional wird, muss ein Song her. Nach dem ersten Kuss, beim eifersüchtigen Streit, beim schmerzlichen Abschied - ein Lied sagt es halt besser als tausend Worte. Und das in jedem Genre, bei der Romanze ebenso wie bei der Tragödie, in dem Sozialdrama wie in der Komödie. Schlecht kann das nicht sein, denn nirgendwo werden so viele Filme produziert und gesehen wie in Indien, das in Wirklichkeit nicht nur ein Bollywood (in Bombay) hat, sondern gleich mehrere für die verschiedenen Sprachregionen. Den Abermillionen von Zuschauern macht es auch nichts aus, das die Filme selten kürzer als drei Stunden sind - nur so werden mehr als dreißig musikalische Tanzeinlagen untergebracht!

Im Vergleich zu echten Bollywood-Filmen wie "Lagaan" ist "Bollywood Hollywood" eine angepasste Exportversion, ein Bastard wie schon "Guru". Regisseurin Deepa Mehta, eine diplomierte Philosophin, hat nach engagierten Werken wie "Fire - Wenn Liebe Feuer fängt" (1996) mit kanadischen Mitteln ein nettes Filmchen inszeniert. Da ist selbst das Sterben spaßig, der klassische Drachen Grandma ji meckert immer mit Shakespeare-Zitaten und Mummi ji verleiht ihren Moralvorstellungen mit fernsehreif dramatischen Emotionen Nachdruck. Selbstverständlich läuft überall auf den Fernsehern ein Bollywood-Film.

Leider dauert es lange, bis die Verwechslungskomödie richtig loslegt, die Dialoge bleiben im Gegensatz zu den Original-Musikeinlagen (ohne Untertitel!) lahm und die kitschige Story entwickelt sich träge. Da helfen auch die humorigen Untertitel ("OM, sweet OM" zum Familien-Home der Seths) wenig, man wartet einfach auf das nächste Lied und ist am Ende mit einem nicht perfekten aber netten Film zufrieden.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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