Der Aal

Japan 1997 (Unagi) Regie Shohei Imamura, 117 Min.

Am Anfang steht eine Bluttat, die vor allem durch eindrucksvolleFarben erzählt und erschreckt. Nach verbüßter Strafefür den Eifersuchtsmord an seiner Frau verkriecht sich Tokuro(Koji Yakusho) in einem abgelegenen Friseurladen, den er sich voneinem Erbe leistet. Am nächsten ist ihm der Aal, den er schon imGefängnis pflegte. Bei einer der einsamen Angelpartien, die sogut zu dem stillen Mann passen, findet und rettet er eineSelbstmörderin. Im Kreis von eigenwilligen Nachbarn,Mitarbeitern und Kunden öffnet sich Tokuro langsam. Diegerettete Keiko kümmert sich aus Dankbarkeit um den Friseurladenund verliebt sich in Tokuro. Der wird jedoch immer noch von seinemMord verfolgt und erzählte bislang niemandem von seinerVergangenheit. Erst ein bösartiger ehemaliger Mithäftlingzwingt Tokuro zum Handeln. Als er zu seiner Tat steht, folgt imkomödiantisch abgedrehten Finale die Bewährung.

Kleine Begebenheiten, sympathisch schräge Figuren und dielangsame Verarbeitung einer Schreckenstat bestimmen den harmonischgefilmten "Unagi". Shohei Imamura, der 1983 eine Goldene Palmeerhielt und mit "Das Insektenweib" oder "Schwarzer Regen"Hervorragendes zeigte, mußte "Unagi" (Der Aal) unter erkennbarunfreundlichen Bedingungen in einem Japan drehen, daß selbstseine größten Regisseure wie Imamura oder Kurosawa auf demTrockenen läßt.

"Der Aal" erhielt trotzdem inCannes1997 die Goldene Palme ex-aequo mit Kiarostamis"Der Geschmackder Kirsche". Dabei wurde nicht der beste Beitrag, sondern derbeste Film von noch aktiven Regiesenioren ausgezeichnet. Der Hohndieser höchstens als Solidaritätsbekundungverständlichen Entscheidung zeigte sich vor allem beiKiarostami: Die Jury zeichnete bedenkenlos einen unfertigen Film aus.Erst mehrere Monate später führte der iranische Regisseurdie fertige Version des Films vor.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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